Patagonien - ohne EDEN



8. November 2018
Zugvögel
Fast schon Routine - im Herbst packen wir wie immer den Seesack. Es geht in den Süden auf die EDEN. Diesmal ist jedoch einiges anders.
Bevor wir nach Guatemala zum Rio Dulce wollten, hatten wir die Idee, einen Umweg über Südamerika zu machen. Unser langgehegter Traum: Patagonien.
Am Abend vor dem Start waren alle Sachen gepackt -  für Patagonien die warmen, für EDEN die Ersatzteile. Der Garten Eden winterfest, hatten wir bei der Party zum 18. Geburtstag von Friedrichs Enkeltochter Johanna die Gelegenheit, die Familie in den Arm zu nehmen. Von Nachbarn und Mama Elli nahmen wir Abschied und schon konnte unser Abenteuer beginnen.
Und das war die Flugreise allemal. Man schickte uns von Berlin über Frankfurt, Santo Domingo, Panama City nach Buenos Aires. Um 19:45 gestartert, landeten wir 21:03 - nur dass dazwischen 34 Stunden Reisezeit lagen! Die wohl interessanteste Begegnung war die in Panama City. Mit uns wartete Briselda, eine Kuna-Indianierin in ihrer traditionellen farbenfrohen Kleidung auf den Weiterflug. Mit Händen und Füßen kamen wir ins Gespräch und schwelgten in Erinnerungen an ihre schöne Inselheimat, die wir ja Anfang des Jahres besucht hatten. Briselda war auf dem Weg zu einem Kongress, auf dem sie über ihr autonomes Gebiet und ihre Traditionen berichten sollte.
In Buenos Aires gelandet, wurden wir gleich abgeholt und  nach einem argentinischen Katzensprung von 200 km verschliefen wir unsere erste  Nacht auf der Südhalbkugel.

9. November 2018
Ab in die Pampa
Schnurgerade Straßen, gesäumt von grünen Weiden bis zum Horizont... über Stunden durch die Pampa...bis wir in Olavaría ankamen. Eine Haustür flog auf und schon lagen sich Friedrich und Sabina in den Armen. Langersehntes Wiedersehen mit unserer Gasttochter vom Sommer 2017. Ihr Papa Reini, der uns vom Flughafen abgeholt hatte, stand erst einmal ein bisschen hinten an, aber dafür hatte er sicher Verständnis.
Sabina erwartete uns in Ihrer Studentenwohnung trotz des Prüfungsstresses mit selbstgemachten Empanadas.

Bei Sabina

10. November 2018
Zu Gast in Balcarce
Nach dem Frühstück nahmen wir Abschied von Sabina, die ihre nächsten Prüfungen in Anatomie vorbereiten musste - allerdings auch mit einem lachenden Auge, denn danach wollten wir  unbedingt noch ein paar Tage miteinander verbringen.
Raus aus Olavaría fuhren wir weiter durch die Pampa mit ihren grünen Weiden, grasenden Rindern, bogenförmigen Einfahrtstoren zu weit hinterm Horizont liegenden Estancias.Vorbei an blauen Lagunen, gelbblühendem Ginster, drehenden Windrädern der Wasserpumpen. Irgendwann tauchten am Horizont verstreute Berglein auf. Reini steuerte seine Heimatstadt Balcarce am Fuße eines "Cerro" (Hügel) an.
Kurze Rundfahrt durch die Stadt, dann durchbrachen wir gelben Ginster und erreichten ein Steinhaus unter grünem Dach in Mitten  frühlingshafter Natur. Nun lernten wir auch Sabinas Mama Viviana und Schwester Vanessa kennen.

14. November 2018
Ruta 40
Nach anderthalb Reisetagen und 1500 km Autofahrt quer durch Argentinien erreichen wir die berühmte Ruta 40. Diese Straße führt vom Norden Argentiniens bis in den Süden zur Magellanstraße zum Jungfernkap und ist mit 5301 km eine der längsten Fernverkehrsstraßen der Welt. Unser Einstieg lag bei Kilometer 2274. Ab hier zählten die Kilometerschilder abwärts - wir fuhren Richtung Süden. Erster größerer Ort: San Martín de los Andes. Wie der Name schon sagt, wir hatten damit auch die Anden erricht. Der touristisch geprägte Ort empfing uns zwar kalt und grau, aber bei einem Bummel durch die Straßen bis zum Ufer des riesigen Bergsees konnten wir die Idylle erahnen.Unsere Cabana war denn auch gut geheizt, so dass wir Kräfte für die 7-Seen-Route sammeln konnten.

17. November 2018
Bei Sonnenschein und klarem tiefblauen Himmel starteten wir zur "Ruta de los siete Lagos". Aber nicht nur Seen, auch wunderschöne Wasserfälle lagen an unserem Weg. Ein Abstecher führte uns ins Skigebiet Chapelco, wo die Pisten mit gelben Butterblumen nur so übersät waren und die Kühe friedlich grasten. Über den Bergmassiven schwebte schneebedeckt der Gipfel des Volcano Lanin.
Weiter gings zu glasklaren Seen, deren Farbspiel von hellblau bis smaragd variierte. Frühling wohin wir schauten: blühende Wiesen und Büsche, Enten mit fluschigen Küken, Schafe mit drolligen Lämmchen. Ein Goucho ritt am Ufer entlang, gefolgt von seinem übermütigen Hund. Und alles getoppt von schneebedeckten Bergen, die in den Azurhimmel ragten.
Am Abend erreichten wir Villa La  Angostura, wo wir pünktlich zum Sonnenuntergang am Seeufer des Lago Nahuel Huapi hockten. Das taten nicht nur wir, sondern auch noch einige andere, darunter auch Silke und Stefan, die mit ihrem Wohnmobil unterwegs waren. Sie gaben uns den Tipp, eine wunderschöne 3-Stunden-Wanderung auf einer Halbinsel zu einem Wald mit uralten Arrayan-Bäumen zu machen und mit dem Boot zurück zu fahren.
Vormittags gewandert, ging es nachmittags entlang des ginstergelben Seeufers nach Bariloche. Diese Stadt ist einen Metropole, umgeben von Wasser und Gebirgsmassiven. Zwischen Segeln und Skifahren ist hier alles möglich. Kein Wunder, dass es uns am nächsten Morgen vom Ufer hinauf in die Bergwelt des Cerro Cathedral (2388 m) zog. MIt Gondel und Sessellift erreichten wir die Schneegrenze und hatten einen atemberaubenden Blick auf die Landschaft.

Bariloche


20. November 2018
Patagonische Steppe
Weiter durch das bergige Seengebiet (oder seeige Berge?) legten wir am Lago Puelo einen sonntäglichen Ruhetag ein, um dann weiter nach Esquel zu fahren. Hier beginnt die Steppe.
Unglaublich - Stunden über Stunden, hunderte Kilometer: Nichts! Schnurgerade Straße, die am Horizont erscheint, als ob sie dort abbricht, als sei dort das Ende der Welt.
Mal sind ein paar Schafe zu sehen, die sich mit ihrer Farbe kaum von den trocknen Grasbüscheln abheben. Manchmal ist am Horizont eine Pappelgruppe auszumachen - Zeichen für eine Estancia, ein Gehöft. Ab und an stehen Guanacos am Straßenrand, und schauen uns neugierig an, manchmal auch die scheuen Nandus, die mit ihren Straußenbeinen in die endlose Weite rennen, dass die Federn nur so flattern. 1533...1532...1531.. die Kilometerschilder zählen rapide abwärts... 1458 - endlich eine Häuseransammlung: ein Haus, eine Scheune, ein Museum und ein Parkplatz als Truckstopp. Hat sogar einen Namen: Estancia Tamariscos!
Stunden später eine Fatamogana am flirrenden Horizont, nach einigen Kilometern überholen wir tatsächlich zwei Radfahrer mit Langzeit-Gepäckausrüstung, sicher mit Ziel Feuerland.
Wieder Stunden später treffen wir auf den Rio Fenix und dort auf eine Siedlung mit Tankstelle. Egal, auch wenn der Tank noch nicht leer ist - in diesen Weiten ist es angesagt, jede Möglichkeit zu nutzen. Wer weiss schon, wann die nächsten kommt??
Weiter, weiter... irgendwo im Nowhere eine Schotterpiste nach links mit einem Hinweisschild Cueva de las Manos. Dem folgen wir und geraten plötzlich in einen in der Weite nicht wahrgenommenen Canyon, an dessen Grund eine grüne Oase unter uns liegt. In den schroffen Felswänden gibt es Höhlen und dort haben sich die einstigen Bewohner des Tales verewigt: Sie haben ihre Handabdrücke hinterlassen und die ersten schon vor mehr als 9000 Jahren. Kein Wunder also, dass diese Wandmalereien zum Weltkulturerbe gehören.

Bajo Caracoles
Einige Kilometer entfernt zeiget unsere Karte einen einzigen Ortsnamen weit und breit. Im Vergleich der Größe des eingezeichneten Punktes und der Schrift vermutlich ein ganzes Städtchen - aber wir standen  an drei einsamen Tanksäulen, hinter denen ein Häuschen die handgemalte Aufschrift "Hotel" trug. Als wir es bei schon fast untergehenden Sonne betraten, landeten wir in einem kleinen Gastraum mit Laden, in dem es von Pferdesattel über Gauchostiefel und Kinderpantoffel, Motorsäge, winkende China-Glückskatze, Kittelschürzen, abgelaufenen Kalender, Käse, Butter, diverse Alkoholitäten gab. Wir waren froh, dass der Wirt uns noch ein Dach über dem Kopf bieten konnte und erfuhren dann, dass es genau 15 Einwohner in diesem gottverlassenen Nest gibt. Am geschlossenen Hostel baumelte nur noch ein marodes Schild im Wind, irgendwo klapperte ein Wellblech. Vor einem Lädchen, wo irgendjemand wohl mal Brot verkaufte, ein ausgeschlachteter Ami-Pickup aus dem 50igern. Ringsrum: Nada! Nichts!
Trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb, wird uns dieser Ort wohl für immer im Gedächnis bleiben: Bajo Caracoles.

Hotel Bajo Caracoles

23. November 2018
Auf dem Weg zu den Gletschern
Morgens in Bajo Caracoles luden wir das Fahrrad von Kai auf und nahmen ihn ein Stück mit. Es regnete bei 4°C und er war ganz froh, die nächsten 300 km geradeaus nicht zu radeln. Musste er auch nicht - unsere Bewunderung hatte er auch so. Der deutsche Abiturient war in Toronto gestartet und hat bis hierher 28.000 km auf dem Fahrrad zurück gelegt!
Also dann: Immer geradeaus. Alle 50 km mal eine Estancia. Dazwischen Herden von Guanacos, paar Nandus, ein über die Straße laufender Fuchs, ein Hase, noch einer,.. Gürteltier und Greifvögel. Dann hört sogar der Grasbewuchs auf. Mondlandschaft.Dann der Ort Gobernerdor Gregores mit Tankstelle. Hier hält offensichtlich jeder an. So auch italienische und brasilianische Motorradfahrer auf dem Weg von Ushuaia nach Norden (es gibt nicht nur Fahrradfahrer die die Ruta 40 bewältigen wollen), Wohnmobile, Leihwagen, Truckfahrer, vielleicht auch ein paar Einheimische. Wir jedenfalls trafen Holländer und auch Berliner, die wir schon am Tag zuvor auf der Piste kennengelernt hatten und  schon saßen wir zu einer gemütlichen Kaffeerunde zum Plaudern. Dort verabschiedeten wir auch Kai und weiter ... genau! Immer geradeaus!
In der Weite ein Straßenschild mit Messer und Gabel und dem Zusatz: 150 km. Kennt man ja auch in Deutschland, aber dann mit 150 m  :-)
Am späten Nachmittag huschten wir unter einem tiefschwarzen Wolkenband durch. Regen ging in Schnee über, plötzlich war die Steppe weiß. Nach einer weiteren Stunde geradeaus sichten wir wieder die ersten Bergmassive der Anden. Und eine weitere Stunde später standen wir am Eingang zum Parque National de Los Glaciares.

Fitz Roy und der kleine Prinz
Unser erstes Ziel war der nördliche Teil des Nationalparks. Wir nahmen in dem kleinen  Ort El Chaltén Quartier. Von hier aus führen viele gut ausgeschilderte Wanderwege in die Berge. Wir aber fuhren ersteinmal die einzige Schotterpiste weiter hoch zum Lago Desierto, mit einem Katamaran weiter an einen Steg am unbewohnten Ufer. Durch Urwald und über kleine Bäche stiegen wir auf und standen dann am Fuße eines der unzähligen Gletscher. Ein Bach brachte sein Tauwasser direkt zu uns und so füllten wir eine unserer Wasserflaschen - soll nach touristischem Brauch in diesem Gebiet den argentinischen Wishky verfeinern.
Vom Gletzscher aus konnten wir noch ein Stückchen höher für einen Ausblick steigen - eine entgegenkommende Argentinierin winkte ab: Nur Wolken, es sei eben Patagonien.
Auf dem Grad angekommen, passierte ein Wunder. Die obere Wolkenschicht riss auf und weit im Himmel erschien ein Gipfel, die restlichen Wolken schob der Wind fort und da lag er in voller Größe und Schönheit im Sonnenlicht: Fitz Roy, dieser ungewöhnliche Felsen. So ungewöhnlich, dass er Antoine Saint-Exupéry zum Vorbild für den Vulkan des Kleinen Prinzen diente.
Wir freuten uns  wie die Prinzen, dass der Berg den ganzen Nachmittag und Abend nicht mehr seine Wolkendecke über sich zog und wanderten noch zu einem weiteren Gletscher, dem Glaciar Huemul hinauf. Als er sich zwischem niedrigen Gestrüpp zeigte, leuchtete er bläulich. Wir stiegen höher und auf einmal tauchte wie eine Lichterscheinung ein leuchtender kreisrunder Smaragd  auf, der Gletschersee. Unfassbar diese Farbe!
Im Hintergrund die Schneegipfel darüber der tiefblaue klare Himmel und darin der Fitz Roy. Wunderschön!

Fitz Roy


Lago Argentino
Alle Gletscherbäche und Seen funkelten im Sonnenschein nur so in hellblau. Der Gesteinabrieb der Gletscher gibt allem Wasser diese unglaubliche Farbe. Und so haute uns der Anblick des riesigen Lago Argentino am anderen Tag fast um. Dieses helle Blau in mitten brauner karger Steppe! Die Abflüsse, die wir überquerten, genauso hellblau. Wir umrundeten den See und erreichten die Stadt El Calafate, die sich an den sanften Ufer-Hügeln ausbreitet. Sie ist Ausgangspunkt zum 80 km entfernten südlichen Teil des Gletscher-Nationalparks. Oberhalb der Ansammlung von kleinen Häusern fanden wir eine süße Cabana. Vom Bett aus konnten wir auf die trockene Landschaft und den blauen Lago Argentino schauen - nachts spiegelte sich der Vollmond auf der Oberfläche. Unsere Unterkunft machte seinem Namen alle Ehre: Luz la Luna, Mondschein!

Perito Moreno
Am nächsten Morgen machten wir uns ganz zeitig auf und waren die ersten, die das Tor zum Nationalpark passierten. Die kurvige Straße führte durch grünen Wald mit Frühlingsblumen und rot blühenden Büschen. Dann eröffnete sich der erste Blick auf die riesige Gletscherzunge des Perito Moreno mit ihrer Abbruchkante. Unglaublich, ihre Höhe beträgt bis zu 70 Meter. Noch sah sie recht klein aus, aber als wir dann endlich direkt vor ihr standen, wirkte sie einfach nur gigantisch.
Gigantisch auch das Grummeln, Bersten und Tosen. Der Gletscher riss in sich. Riesige Eisstücken brachen lautstark ab und stürzten ins Wasser, tauchten ab und stiegen als Eisberg wieder auf. Mit der aufsteigenden Sonne verwandelte sich der Gletscher in ein von innen blauleuchtendes Ereignis, von dem wir nicht die Augen lassen mochten. Bis in den späten Nachmittag konnten wir uns von diesem Naturwunder nicht lösen.

Gletscherwand - 70 m hoch!


Auf der Rücktour durch das flach geschobene riesige Tal konnten wir in etwa begreifen, wie einst die Gletscher diese Landschaft gestaltet haben. Jetzt standen hier Kühe rum. Ein einsames Tor führte zu einer versteckten Estancia, die wie eine Oase wirkte. Ein MInigoucho begrüßte uns und führte uns zu einem Haus. Dort trafen wir auf seine Mutter, die gleich den Grillmeister anwies, uns eine Lamm-Parilla - also einen Grillteller - herzurichten. Inzwischen griff der kleine Gastgeber zu Papier und Stift und malte uns. Total witzig!

Wir mit dem Künstler Bautista

Sonntag
Nach so vielen Erlebnissen gönnten wir uns einen ruhigen Tag in unserem Mondschein Häuschen. Nur die über den nächsten Hügel schauende Betonsilhouette lockte uns zu einem Ausflug. Hinter ihr befand sich nämlich das moderne Gletscher-Museum von El Calafate. Spannend gemacht, ist hier alles über die Gletscher dieser Welt zu lernen und insbesondere über die des nord- und südpatagonischen Eisfeldes und ihre Erforscher. Übrigens hat tatsächlich ein Deutscher den gigantischen Perito Moreno als Erster entdeckt, der jetzt den Namen eines argentinischen Forschers und Humanisten trägt.

28. November 2018
Rückreise
Noch ein kleines Stück auf der Ruta 40 - nur 500 km vor ihrem Ende am Jungfernkap verließen wir sie, um
194 km Schotterpiste quer durch die Steppe zu fahren bis wir wieder an eine Asphaltstraße an der Atlantikküste trafen.
An einer ganz berühmten Bucht machten wir einen Halt. Einst hat Magellan auf der Suche nach einem Durchlass durch den südamerikanischen Kontinent und damit einer Möglichkeit, die Welt zu umsegeln - mit seiner Flotte hier einen Winter verbracht. Ein Nachbau des einzigen Schiffes, was tatsächlich die Weltumrundung geschafft hatte, ziert die kleine Strandpromenade. Natürlich wird auch dem Kartografen Magellans gedacht, der die erste Karte von Patagonien zeichnete. Und wi lernten, woher der Name Patagonien kommt.
Magellan traf in dieser Bucht auf Menschen, die Tehuelche. Sie waren mit Guanacofell-Kleidung gewandet und trugen Mokassins aus Leder. Da sie wohl ziemlich groß waren und die Füße in den Schuhen noch größer wirkten, verleitete dies Magellan, das Land nach ihren Füßen (pata) zu nennen.
Nach drei Tagen hatten wir Patagonien diesmal in Richtung Norden durchquert und waren wieder in die Pampa gekommen und hatten schließlich unseren Ausgangspunkt Balcarce erreicht. Nach 16 Reisetagen und 6330 zurückgelegten Kilometern!

7. Dezember 2018
Villa Gesell
Nach unserer Expedition stand nun ein Besuch bei einer einstigen Ednerin an. Dietel, in unserem Eden und nicht weit von unserem Zuhause entfernt, aufgewachsen, hatte nach Argentinien in eine Familie geheiratet, deren Wurzeln auch nach Eden führen. Schon auf unserer ersten Segelreise nach Argentinien hatten wir sie besucht und auch diesmal hatte sie uns eingeladen.
Villa Gesell liegt ca. 400 km südlich von Buenos Aires am Atlantik von reisigen Dünen umgeben, zu deren Bändigung der Gründer Carlos Gesell in den 1930igern zwei Edener als erste hierher schickte. Sie pflanzten Baumstecklinge, bekamen hier ihr erstes Kind und lebten später wieder in Eden, wo sie Friedrich noch als Kind erlebte. Nun nahm Dietel uns unter großen Pinienbäumen in ihrem Garten in Empfang und gleich kamen noch einige ihrer Freundinnen, um gemeinsam zu singen. Gut, dass es ausgibige Texthefte gab - von den meisten deutschen Volksliedern kannten wir nur die erste Strophe. Die Damen aber sangen sie sogar mehrstimmig!

Piratenfreunde

Nach ein paar Tagen kam Sabina auch zu ihrer Oma Dietel. Sie hatte inzwischen ihre Prüfungen mit Bravour abgelegt. Gemeinsam verbrachten wir wunderschöne Tage, machten ausgiebige Spaziergänge am windigen Strand, suchten und fanden Hühnergötter, rutschten und kullerten die steilen Dünen hinunter und hatten jede Menge Spaß. Und wir wurden so richtig "bedietelt", wie das Verwöhnprogramm von Dietel in der Familie genannt wird.

Dietel

Dann aber musste Sabina wieder an ihr Lernpensum und zurück zur Uni und auch wir nahmen Abschied von Villa Gesell, nicht ohne noch einen Singnachmittag mit frisch gebackenen Berlinern und adventlich geschmückter Kaffeetafel.

13. Dezember 2018
La Capital
Mit dem "Coche"Cama", einem Bett-Bus fuhren wir äußerst bequem nach Buenos Aires, der Hauptstadt von Argentinien. Unweit des Nationalkongresses hatten wir eine Unterkunft gefunden und so konnten wir zu Fuß die Sehenswürdigkeiten im Zentrum erbummeln. Am Sonntag natürlich auf den Mega-Flohmarkt von San Telmo mit allem Kitsch und einem Antik-Angebot, das ganze Museen füllen könnte. Leider waren nicht mehr so viele Straßenkünster wie noch vor acht Jahren hier - aber immerhin das einzige Tangopaar kam uns bekannt vor. Es dürfte garantiert einen Entrag im Guinness- Buch der Rekorde haben für ein knappes Jahrhundert Tango in San Telmo, inzwischen ein bisschen mitleidserregend zwischen all den Touristen.
Zurük bummelten wir wie viele einfach am Hafen entlang, deren einst mondäne Restaurants Fastfoodketten gewichen sind. Schön aber, hier einfach zu sitzen und die Leute anzuschauen. Bis dann dunkle Wolken am Himmel auftauchten und die abendliche Sonne verdrängten.
Bei sommerlichem Sonnenschein führte uns unser Sapaziergang am nächsten Tag mitten in die Stadt. Grüner Rathausplatz, quirlige Einkaufstraße Florida mit ehrwürdigen Passagen und dem über hundert Jahre altem Kaufhaus Pacifico. Mittag in einem der historischen Caféhäuser, wo die Einheimischen ihre Pizza verzehrten. Besichtigung des Teatro Colón, wo vor einigen Tagen die Deutsche Bundeskanzlerin zu Gast war.
Plätze, Paläste, Denkmäler, Obelisk, kleine Fußgängergassen und dann die Herausforderung Straßenüberquerung. Sage und schreibe 9 Spuren in jeder Richtung, also 18. Plus 4 Busspuren, macht 22 Fahrstreifen! Da kommt wirklich Hauptstadtfeeling auf ... und Pflastermüdigkeit.
Konnten wir am Abend gut schlafen!
Dann ein Regentag, den wir am Vormittag gemütlich im Hotel verbrachten und nachmittags in einem der wunderbar uralten Cafés verbummelten, um am Abend eine Tangoshow zu erleben.
Den letzen Tag mussten wir dann aber doch noch dem Hafen und dem Rio Plata einen Besuch abstatten und in Erinnerungen schwelgen, als wir mit der EDEN vor acht Jahren im Yachtclub von Buenos Aires festgemacht hatten.


Schon war unsere Zeit in Argentinien vorbei, aber es wartete ein neues Abenteuer auf uns: Unser Flug nach Guatemala. Und wir waren natürlich gespannt auf unsere EDEN!