Westindies - Karibik


26. Januar 2017
Hurra, wir hatten die Überfahrt von den Kapverden in die Karibik geschafft! Knapp 16 Tage haben wir für die 2000 Seemeilen gebraucht.
Nachts hatten wir die EDEN vor Bridgetown, der Hauptstadt von Barbados verankert - ringsherum tausende von Lichtern, die sich weit ins Inselinnere hinein verloren. Der Schein der Partybeleuchtung eines Kreuzfahrtschiffes zeichnete einen bunten Lichtstrahl auf dem Wasser bis zu uns. Aber wie würde morgen die Insel aussehen?
Big-Ben-Glocken weckten uns und super weißer Sandstrand und Meer mit türkies-grün-blauem Farbverlauf lag genau vor unserem Bug, dahinter die Stadthäuser, über denen sich der Glockenturm erhob.
Little England wird die Insel auch genannt - mit dem Glockenspiel fing unsere eigene Erkenntnis an. Rote Briefkästen, Pferderennbahn, Linksverkehr, grüne Highlands, verwunschene Gärten - alles sehr britisch.
Nur das Wetter ist es nicht (Sonne, Sonne, Sonne und 29° Wassertemperatur!) und Fish and Ships schon gar nicht (Fliegender Fisch frisch gegrillt mit fritierten Bananen ist einfach nur lecker!). Und auch wenn es überall Hinweisschilder auf Dresscodes gibt, steif ist hier kein Mensch! Fröhlich, locker und hilfsbereit - jeden Tag treffen wir wunderbare Leute!
Aber eines ist Barbados für uns noch: Das Mallorca der Briten und US-Amerikaner. Party am Ballermann-Strand (vor dem wir ankerten) rund um die Uhr (kurze Pause zwischen 8 und 10 Uhr), Strände mit Hotelkomplexen und Küstenabschnitte für die Schönen und Reichen - das Inselinnere birgt Plantagen, Gärten und manch ganz versteckte Luxus-Farm.

Nachdem wir dann in der zweiten Nacht wegen der Partygeräusche nicht schlafen konnten, verholten wir ans andere Ende der Bucht vor das Hilton Hotel und fanden uns im Barbados Sailing Club wieder. Nur ein kurzes Formular - und schon waren wir Mitglieder dieser honorigen  Insel-Institution.
Die Tage rauschen nur so dahin - zweigeteilt: morgens bei den nötigen Arbeiten am Boot und nachmittags bei Inselbesichtigungen. Und wir genießen dieses zauberhaft klare Wasser, den feinen weißen Sand, das kühle Bier beim Sonnenuntergang.

Ostern 2017
Wir sind auf Trinidad angekommen, nachdem wir uns zwischen Martinique und St. Lucia und Grenada herumgetrieben haben. Nach einer wunderbaren, erlebnisreichen Zeit stellten wir nun unser Schiffchen an Land und flogen wir  in unseren Garten Eden.

2. November 2017
Nach unserer Segel-Sommerpause, die wir in Deutschland verbracht haben, sind wir Ende Oktober wieder auf Trinidad angekommen, zusammen mit unserer Freundin Maren. Bei unserer Ankunft gab es Mitternacht gleich mal was zu feiern: Friedrichs Geburtstag! Reinhard, ein langjähriger Segelfreund hatte uns vom Flughafen abgeholt und auf seinem Boot durften wir auch die erste Nacht verbringen. Am nächsten Morgen hüpften wir in die Arbeitsklamotten und weckten die EDEN aus dem Schlaf.

Zu dritt haben wir alle Arbeiten in fast Rekordzeit hinter uns gebracht und schon setzte uns der Kran wieder ins nasse Element. Meerwasser konnte man dazu nicht sagen, die ganze Bucht war ölverseucht - einige Tage zuvor gab es eine Tankerhavarie. Anleger und Stege waren ölverschmiert, trotzdem steckte eine Schldkröte den Kopf zwischen Öllache und Plastikmüll aus dem Hafenbecken - gleich neben unserem Heck.  Neben unseren Bootsarbeiten blieb Zeit, das Werftleben kennen zu lernen, mit anderen Seglern zu schwatzen (den deutschen Stammtisch allerdings schwänzten wir!). Mittags verköstigten wir uns an den lokalen Straßenstränden, abens auch mal mit ´nem Trini-Bier. Dabei fanden wir auch immer die eine oder andere Münze.... das Geld liegt hier nämlich auf der Straße.



... Maren musste sich nur bücken!
Die kleinen Münzen sind so wenig wert, dass die Leute sie aus ihren Hosentaschen fallen lassen. Wir haben aber immerhin ein Bier zusammen bekommen!

16.November 2017
Das Logbuch der letzten zwei Wochen las sich wie das eines Kreuzfahrtschiffes! Jeden Tag waren wir in einer neuen Ankerbucht, manchmal sogar in zwei! Wir wollten Maren in ihren beiden verbleibenden Urlaubswochen die schönsten Plätze zeigen, um sie dann in Martinique zum Flughafen zu bringen.
So segelten wir in einem Nachttörn von Trinidad in eine wunderschöne Bucht im Süden von Grenada, dann zur Hauptstadt St. Georg´s. Und weil die Insel den Beinamen "Isle of Spice" trägt, deckten wir uns reichlich mit Gewürzen ein, vorallem mit den berühmten Muskatnüssen der Insel - nicht nur lecker in Friedrichs Kartoffelbrei, sondern auch gerieben auf Rumpunch.
Mittags futterten wir uns bei Meeresblick mit typisch kreolischem Essen kugelrund, abends hockten wir mit Einheimischen an einer improvisierten Straßenbar. Nach soviel Hauptstadt segelten wir zur gänzlich unbewohnten Insel Saline Island, um am weißen Strand zu planschen.
Und dann wollten wir Maren den schönsten Sehnsuchts-Karibik-Blick nicht vorenthalten. Dazu segelten wir nach Union Island, stiegen dort auf einen Berg. Unter uns die Wahnsinnslandschaft der Tobago Keys mit den türkisblau umspülten Riffen. Ein Besuch auf einer der Riffinseln mit Namen "Happy Island", die nur Platz für eine Bar hat, durfte natürlich überhaupt nicht fehlen. Abends schon lagen wir in der nächsten stillen Bucht, wo für uns exklusiv ein Fisch am Strand  gegrillt wurde.
Am nächten Nachmittag setzte der Käpt´n Kurs auf St. Lucia. Wunderbarer Nachttörn unter tausenden von Sternen. Schon im Morgengrauen tauchten die Zwillingsvulkane der Insel vor uns auf und kurze Zeit später machten wir unterhalb der kleineren an einer Mooring fest. Unsere ersten Schritte an Land führten uns zum Haus von Miss Luzy, die wir schon im April besucht hatten. Sie rief sofort ihren Sohn Kali, der uns zum Vulkanschlot begleiten sollte - dieses Naturschauspiel sollten wir doch unbedingt sehen! Übrigens der einzige Drive-In-Vulkan, leicht erreichbar per Minibus. Allerdings auch per Touristenbus und was wunderts, dass sich Massen mit dem verjüngendem Schlamm einmatschten. Kali holte uns einfach ein paar Hände voll, damit wir an Bord die Kur allein vollziehen konnten!
Zurück sammelte uns ein Freund von Kali mit seinem Pickup vom Straßenrand auf - wir hüpften auf die Ladefläche und rauschten hinunter zum Meer und zum Boot, wo uns Kali spätermit seinen Kindern einen Besuch abstattete. Auch die Dorfkinder, die schon im April zu uns an Bord zum Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielen gekommen waren, schauten vorbei. Doch die Zeit war knapp,  gleich gings weiter in den Norden der Insel. Hoch über der Rodney Bay tront ein Fort, das es zu erklimmen galt: St. Lucia lag nun zu unseren Füßen, im Norden erblickten wir Martinique.
Schon am Nachmittag erreichten wir diese Insel, machten in der Bucht von Le Marin fest und fanden uns im totalen Seglerrummel wieder! Gewollt! Wir hatten einen Bruch an der Ankeraufhängung, der geschweißt werden musste, brauchten eine Wäscherei... Kräftige Wellen waren nämlich über unseren Bug gerollt, die Luke hatten wir nicht richtig geschlossen. So war mal wieder unser Bett samt Matratzen total mit Salzwasser durchtränkt (Marens Kommentar dazu: "Super - wer hat schon ein Wasserbett an Bord!!!").
Nachdem wir den Supermarkt, der mit einem Dinghi-Steg ausgerüstet ist und so unschlagbare Einkaufsbedingungen bietet, nahezu leer gekauft haben und alle unsere Schapps mit Eß- und Trinkbarem aufgefüllt hatten, flüchteten wir in eine schön ruhige Schildkrötenbucht, wo es zum Sundowner wunderbare chillige französische Musik zu hören gab - zum Fisch in der Strandkneipe dann aber wohl das teuerste Bier, dass wir je getrunken haben... in Frankrich sollte man wohl besser zum Wein oder hier in der französischen Karibik zum Ti-Punsch greifen!
Nun war es nur noch ein Katzensprung zur Hauptstadt Fort de France, allerdings begleitet mit einem ordentlichen Schauer und Windböen, die unser Schiffchen übers Wasser fliegen ließ. Maren konnte nochmal laut juchzen, bevor sie sich in Jeans und Pulli quälen musste um ihren Flieger nach Europa zu bekommen. Und wir? Wir rüsteten nun zu neuen Ufern.

26. November 2017
Ganz richtig neue Ufer standen doch noch nicht auf dem Plan. Oder doch?
Als wir nämlich unsere Lieblingsinsel Dominica anliefen, kam uns die Küste schier unbekannt vor! Hurrikan Maria hatte im September gewütet und die Insel wie einen gerupften Papagei hinterlassen. Wie Wunden klafften die durch Erdrutsche verursachten Schneisen - kahle Baumstämme, wo sonst undurchdringliches Grün in tausenden Schattierungen die ganze Insel bedeckte. Häuser abgedeckt oder notdürftig mit blauen Planen repariert. Champagner Beach einfach weggespült, in der Hauptstadt Rauchschwaden zwischen Ruinen - die Leute verbrannten Reste ihrer Hausstätten und Müll. Unermüdlich karrten riesige Laster Geröll vermischt mit Baumstämmen und Hausteilen an das Ufer und kippten es ab. Auf diese Weise waren schon viele Straßen wieder halbwegens passierbar. So konnte uns dann auch unsere langjährige Freundin Ari von hoch oben aus den Bergen gleich auf dem Boot erreichen und uns von der Naturgewalten des Hurrican erzählen und von den vielen Helfern aus aller Welt und dem Optimismus und der Lebensfreude der Insulaner.

Ein Hoch auf das Leben!

Als wir dann mit ihr eine kurze Stipvisite auf der Insel machten, waren wir absolut entsetzt. Nichts ist mehr wie vor "Maria". Aber als wir dann die erste Orchidee zwischen abgerissenen Ästen hoch oben am Freshwaterlake fanden und auch schon die ersten grünen Schimmer an den Baumstämmen, konnten wir die Hoffnung der Menschen verstehen. Es wird noch Monate dauern, bis wieder Strom, Internet, Wasserversorgung verfügbar ist.

Bushi´s Haus nach "Maria" - Trümmer sind schon aufgeräumt!

6 Wochen nach Hurrikan "Maria": Das Haus von unserem Freund Bush.
Wir freuen uns, dass wir ihn wohlbehalten vorfanden und ihn mit Ari und Ian für einen Abend
an Bord hatten!

Ian und Bushi - Lebensfreude pur

Aber dennoch hoffen alle Insulaner, dass der Tourismus wieder schnell anlaufen kann, denn das ist der Wirtschaftsfaktor von Dominica.
Jetzt gab es nicht einen Touristen auf der Insel und auch wir machten uns nach drei Tagen wieder davon.

Blick auf die kahken Hänge von Trafalgar Wasserfällen und Papilote


Auf zu neuen Ufern!
Nächstes Ziel: Bonair. Trocken, karg, aufgeräumt. Hier haben wir das einzig noch verfügbare Auto gemietet und die Insel von Nord nach Süd erkundet. Es gab wohl keine Straße, keine staubige Piste, die wir nicht befahren sind.

Das größte Auto der Insel...

Nun wissen wir, wo es die schönsten Kakteengebiete gibt, die Sternenmalereien der Indianer, die besten Surfreviere und Tauchspots, die rosasten Flamingos und "overstekenden" (überquerende) Wildesel, die buntesten Auquarienfische und lilasten Korallen, die wie Badenudeln vom Meeresboden aufstreben.
Kurzum, jetzt konnte es weitergehen!

Achtung Wildesel!

... da versucht noch einer "overzustaaken"...


Übrigens: Mit dem holländischen Bonaire haben wir innerhalb von vier Wochen sieben verschiedenen Länder besucht: Trinidad & Tobago, Grenada, St. Vincent und die Grenadinen, St. Lucia, Martinique (Frankreich), Dominica und Bonaire (Niederlande).


30. November 2017
Nur  einen Katzensprung - nach etwas schaukeligen 35 Seemeilen hatten wir die Nachbarinsel Curacao erreicht. Die karge Küste unbewohnt, unwirtlich. Kaum zu erkennen, dass zwischen den Felsen eine Einfahrt möglich war. Unverhofft fanden wir uns in ruhigem Wasser, schlichen um zwei Ecken und fanden uns in einer großen Ankerbucht mit vielen Booten aus aller Welt! Und schon saßen wir auf dem Boot von Elvira und Alfons, die uns mit allen wichtigen Insel-Informationen versorgten. Vorallem, wie wir zu gültigen Aufenthaltspapieren kommen konnten.


Klein-Amsterdam - mitten in der Karibik!

Und so fuhren wir mit dem Bus in die Hauptstadt Willemstad. Auch Klein Amsterdam genannt, fanden wir gleich neben einer Grachtenbrücke die Zollbehörde, entlang  echt niederländischer Häuserfronten und einer Pontonbrücke nach endlosem Marsch unter knalliger Mittagssonne auch Immigration und Hafenmeister. Nach endloser Formulararbeit hatten wir uns dann an den schwimmenden Märkten eine durststillende grüne Kokosnuss verdient.
Dabei ist ja die Insel berühmt für den blauen Likör, den man von Cocktails wie "Swimmingpool" oder "Grüne Wiese" kennt! Allerdings ist das dann wohl eher etwas für kühle Partynächte, indess wir durch  die heißen Gassen des Städtchen schlenderten. 

1. Dezember 2017
Den so ungemein ruhigen Ankerplatz nutzen wir, um mal wieder am Boot zu putzen, Kleinigkeiten zu reparieren, Wäsche zu waschen und  richtig auszuschlafen. Nach drei Tagen fuhren wir dann wieder per Bus nach Willemstad, um die Ausklarierungszeremonie zu absolvieren. Mit allen Stempeln versorgt, saßen wir abends zu einem Abschiedstrunk bei Elvira und Alfons, wollten wir doch am nächsten Tag die Inselwelt der Kleinen Antillen verlasssen.
Zurück auf der EDEN hievten wir Außenborder und Dinghi an Bord - da meinte der Käpt´n, dass wir doch eigentlich gleich mal starten könnten... flugs machten wir segelklar und unter hellem Mond schlichen wir - der Technik sei dank - auf unserem Einfahr-Track zwischen den Felsen wieder hinaus auf das offenen Meer und setzten Segel mit Kurs zum südamerikanischen Kontinent!